Mit Gottvertrauen der täglichen Angst begegnen
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Christoph Kreitmeir kennt sie, die Schattenseiten, die dunklen Seiten des Lebens. Vielleicht kann der Franziskaner-pater deshalb so einfühlsam darüber reden. Über die Angst und wie sie unser Leben beeinflusst spricht er vor rund 400 Frauen und zahlreichen Ehrengästen beim Landfrauentag in Estenfeld am 14.03.18.
Nach und nach wird es immer stiller im Saal. Was Kreitmeir sagt, berührt, geht unter die Haut. Angst sei ein uns allen vertrautes Gefühl, ob man es wahrhaben will oder nicht. Angst habe einen großen Einfluss auf unser Leben, unseren Körper, unsere Seele: sie spannt an, sie bedroht, sie engt ein, macht Herzrasen, Atemnot, Brustschmerzen, Benommenheit, Schwindel und Schweißausbrüche.
Jammern vergeudet unnütz Energie
Gleichzeitig gibt er Tipps und Methoden an die Hand, sich mit den vielfältigen Formen der Angst auseinander zu setzen. Denn viele Menschen gingen heute falsch mit der Angst um. Rund zehn Prozent der deutschen Bevölkerung greifen deshalb nach Psychopharmaka. Das seien keine Lösungen, sondern Holzwege, meint er. „Hast du Angst? - Sei mutig!“ lautet deshalb nicht nur der Titel seines Vortrags, sondern auch die zentrale Botschaft.
Denn Angst fordere auch heraus, das Leben zu ändern. Nicht jammern, sondern etwas tun. Jammern vergeude nur unnütz Energie. Nur wer gegen die Angst angeht, gewinnt dazu, sagt er. Wer aber vor lauter Angst sich versteckt und seine Möglichkeiten ungenutzt lässt, der verliere.
Christlicher Glaube als beste Medizin
Als erste Hilfemaßnahme nennt er das Herausatmen der Angst. „Angst wird durch Atemübungen gut in Schach gehalten“, meint er. Weitere Wege gegen die Angst: ein Gespräch mit einem vertrauten Menschen, ein schönes heißes Bad oder eine Zehn-Minuten-Massage. Durch Entspannung werde Angst weniger.
Doch die allerbeste Therapie gegen die Angst heißt für den Franziskanerpater: Gottvertrauen. „Stärken Sie ab heute Ihr Gottvertrauen. Lassen Sie sich von niemandem einreden, dass es keinen Gott gibt“, appelliert er an die Zuhörer. Denn der christliche Glaube sei die beste Medizin gegen „unsere Grundangst“.
Eindrucksvolle Beispiele aus der Praxis
Wer sich Gott anvertraue, könne besser gegen seine Angst angehen. Denn ein Größerer halte ihn. „Das ist keine Illusion und keine Wunschvorstellung, Gott bietet jedem an, tragender Grund und fester Halt zu sein“, macht er deutlich. Mit eindrucksvollen Beispielen aus seiner eigenen Praxis, humorvoll und lebendig, belegt er seine Thesen.
Dabei kritisiert er auch, dass Kirche in der Vergangenheit viel mit Angst gearbeitet hat. „Das war leider ein Holzweg, das muss vorbei sein. Und wenn Sie noch einen Pfarrer haben, der mit Angst arbeitet, dann kaufen Sie sich den und reden mit ihm Tacheles“, sagt er. Denn Angst habe mit Jesus nichts zu tun.
Das Gefühl von Heimat
Über eine Stunde lang spricht der Seelsorger, tätig am Ingolstädter Klinikum, der sich selbst als christlichen Sozialarbeiter bezeichnet, ohne ermüdend zu wirken, über Angst, Mut, Vertrauen und Gott. Am Ende dann noch der Appell an die Zuhörer: „Lernen Sie bitte Gebete auswendig. Ich habe Angst, dass wir in 20 Jahren keine Gebete mehr haben.“
Begonnen hatte der Landfrauentag in der Weißen Mühle traditionell mit einem ökumenischen Gottesdienst. Die beiden Pfarrer Joachim Bayer und Frank Hofmann-Kasang gingen dabei auf das Jahresthema des bayerischen Bauernverbandes „Das ist Heimat“ ein. Doch was ist Heimat eigentlich? Das Land, das Dorf, der Hof, das Elternhaus, die Familie, die Kultur, Feste, die Sprache, all das mache Heimat aus.
Vor allem sei das Gefühl, irgendwo beheimatet zu sein, ganz wichtig für den Menschen. „Heimat braucht jeder von uns“, meinte Bayer. Gefährlich werde es allerdings, wenn man den Begriff Heimat zu eng sehe. Und für Christen sei die erste Heimat sowieso bei Gott und die zweite Heimat die Erde. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Landfrauenchor unter der Leitung von Karin Dürr und der Bläsergruppe Aurora.
Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte
Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte Kreisbäuerin Martina Wild nicht nur 400 Landfrauen, sondern auch zahlreiche Ehrengäste, darunter Landrat Eberhard Nuß, Estenfelds Bürgermeisterin Rosi Schraud, Bezirksbäuerin Maria Hossmann und BBV-Kreisobmann Michael Stolzenberger.
„Wir freuen uns, dass Sie sich Zeit genommen haben und mit uns diesen Ehrentag begehen“, sagte Wild. Die Gäste zeigten damit ihre Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte.
Den politischen Diskurs suchen
Über Mut sprachen auch die Ehrengäste. Mut hätten die landwirtschaftlichen Familien genug, sie müssten sich nur mehr trauen, dies auch nach außen zu zeigen, meinte BBV-Kreisobmann Michael Stolzenberger. „Ihr müsst mehr aufklären und mehr den politischen Diskurs suchen“, so der Appell von Bürgermeisterin Rosi Schraud an die Bauern.
Für das leibliche Wohl der Gäste und den reibungslosen technischen Ablauf des Tages sorgten das Team um Ortsbäuerin Ulrike Roth und Hausmeister Bernd Michel.