Offenes Kloster und offene Herzen
Start der Kooperation der Franziskaner und antonius auf dem Frauenberg
Der Frauenberg bleibt lebendig: Kaum vier Monate, nachdem der Franziskanerorden und antonius – Netzwerk Mensch ihre Kooperation vereinbart haben, steht das Konzept. Beiden Partnern ist die Freude darüber anzumerken, dem Kloster in all seiner Bedeutung gemeinsam eine Zukunft zu geben. Vieles bleibt, neues kommt hinzu.
Zum fünften Mal ist Pater Claudius auf dem Frauenberg, 30 Jahre hat er hier verbracht. Jetzt wirkt er als Guardian und leitet eine Ära ein, die sicher für etliche Mitbrüder schwer denkbar schien. Der Konvent stand zur Disposition, doch mit antonius – Netzwerk Mensch ist ein Partner gefunden worden, der gemeinsam mit der franziskanischen Bewegung einen neuen Weg beschreitet. Das Kloster wird ein offener Ort und spirituelles Refugium für Jedermann. „Alles, was wir hier tun, wird man auch in der Stadt bemerken“, sagt Rainer Sippel, antonius-Vorstand. Den Anfang macht nächste Woche der Einzug der Gruppe Maria aus dem antonius-Haupthaus. Zwar bleiben die Bewohner nur übergangsweise – sie beziehen das Ausweichquartier wegen Umbauarbeiten – doch sie markieren den Start eines inklusiven Wohnprojektes von 18 Menschen, die im nächsten Jahr auf dem Frauenberg einziehen werden, erläutert Rosemarie Müller von antonius.
Spiritualität für jeden
Inklusiv ist ein wichtiges Stichwort für alles, was auf dem Frauenberg geschehen wird. Das Café, das im Sommer 2017 eröffnen soll, das Gästehaus mit 25 Zimmern, das antonius betreiben wird, die Bewirtschaftung des großen Klostergartens, die drei Seminarräume, die Klosterführungen, für die man sich jetzt schon anmelden kann, der Geschichtsraum, der eingerichtet wird – all das wird gemeinsam geplant und geführt von Menschen mit und ohne Behinderung und jeden Alters. „Hier ist alles möglich“, sagt Michael Becker und konkretisiert: „Wir möchten viele Menschen in all ihrer Vielfalt einbinden, Praktikanten, Auszubildende, Flüchtlinge. Jeder kann sich bereits jetzt bewerben.“ Weitergeführt wird von antonius die Tradition der Einkehrtage für Menschen, die auf dem Frauenberg die Stille suchen. „Jeder kann kommen, auch jene, die vielleicht gar nicht religiös motiviert sind“, sagt Pater Claudius und unterstreicht damit die gelebte Offenheit und Menschenliebe, für die die Franziskaner bekannt sind.
Die Sehnsucht nach Spiritualität sieht Pater Christoph, der jetzt aus Oberfranken nach Fulda gekommen ist, fast allgegenwärtig in der Gesellschaft. In zahlreichen Vorträgen und Büchern hat er sich damit auseinandergesetzt und möchte dazu Diskussionsforen und Themenabende im Kloster veranstalten. Zudem hat er sich der Lebensberatung verschrieben. Zehn Patres leben nun auf dem Frauenberg. Die zwölf Mitbrüder, die gepflegt werden, sind im Theresienheim untergebracht worden.
Beitrag und Foto: Leoni Rehnert, Fuldaer Zeitung, Ausgabe 15.10.2016, S. 9